Kaffee-Mythen im Faktencheck: Was stimmt wirklich?
Kaffee gehört weltweit zu den beliebtesten Getränken – und das seit Jahrhunderten. Doch rund um das schwarze Gold ranken sich zahlreiche Mythen, Halbwahrheiten und überholte Behauptungen. Vom angeblich dehydrierenden Effekt über das Verbot in der Schwangerschaft bis hin zur Frage, ob Kaffee süchtig macht: Vieles hält sich hartnäckig, obwohl wissenschaftliche Erkenntnisse längst Klarheit schaffen könnten. In diesem Blog gehen wir den bekanntesten Kaffee-Mythen auf den Grund und trennen Fakten von Fiktion.
Mythos 1: Kaffee entzieht dem Körper Wasser
Einer der am weitesten verbreiteten Mythen ist die Annahme, dass Kaffee den Körper austrocknet. Hintergrund dieser Behauptung ist die harntreibende Wirkung von Koffein – und tatsächlich wirkt Kaffee leicht diuretisch. Doch wer regelmäßig Kaffee trinkt, gewöhnt sich an diesen Effekt, sodass der Körper das Getränk wie jede andere Flüssigkeit verarbeitet.
Studien zeigen deutlich: Kaffee zählt zur täglichen Flüssigkeitszufuhr dazu. Zwar sollte man ihn nicht als alleinige Quelle nutzen, aber wer täglich ein paar Tassen trinkt, muss sich keine Sorgen machen, dehydriert zu werden. Ganz im Gegenteil: Kaffee kann – in Maßen – zur Hydrierung beitragen.
Mythos 2: Kaffee erhöht das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Lange Zeit galt Kaffee als Risikofaktor für Bluthochdruck und Herzprobleme. Doch moderne Studien liefern ein differenzierteres Bild. Zwar kann der Blutdruck kurzfristig leicht ansteigen – vor allem bei Menschen, die selten Koffein konsumieren –, doch auf lange Sicht zeigt sich kein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei moderatem Kaffeegenuss.
Im Gegenteil: Einige Studien deuten sogar auf eine schützende Wirkung hin. Antioxidantien im Kaffee könnten entzündungshemmend wirken und sich positiv auf das Herz-Kreislauf-System auswirken. Voraussetzung ist allerdings, dass der Kaffee ohne übermäßigen Zucker oder fettreiche Zusätze wie Sahne getrunken wird – denn diese könnten das Risiko wiederum erhöhen.
Mythos 3: Kaffee macht süchtig wie Drogen
Viele Menschen sprechen davon, „kaffeesüchtig“ zu sein – aber ist Kaffee wirklich mit Drogen wie Nikotin oder gar harten Substanzen vergleichbar? Die Antwort ist klar: nein. Zwar enthält Kaffee mit Koffein eine psychoaktive Substanz, die anregend wirkt und das zentrale Nervensystem stimuliert. Doch im Gegensatz zu echten Suchtmitteln löst Koffein keine Abhängigkeit im klassischen Sinne aus.
Es kann durchaus zu Gewöhnungseffekten kommen – wer täglich mehrere Tassen trinkt, merkt einen Unterschied, wenn er plötzlich darauf verzichtet. Typische Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Reizbarkeit verschwinden jedoch meist nach ein bis zwei Tagen. Medizinisch gesehen spricht man daher eher von einer milden Gewöhnung, nicht von einer echten Sucht.
Mythos 4: Kaffee in der Schwangerschaft ist tabu
Viele Schwangere verzichten komplett auf Kaffee – aus Angst, dem Kind zu schaden. Doch ein völliges Verbot ist wissenschaftlich nicht gerechtfertigt. Die aktuelle Forschung zeigt, dass moderater Koffeinkonsum in der Schwangerschaft unbedenklich ist. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und viele Fachgesellschaften empfehlen, die Koffeinzufuhr auf maximal 200 bis 300 mg pro Tag zu begrenzen. Das entspricht etwa zwei kleinen Tassen Filterkaffee.
Wichtig ist, dass Koffein auch in anderen Lebensmitteln steckt – etwa in Cola, Energydrinks oder dunkler Schokolade. Wer also Kaffee trinkt, sollte diese Koffeinquellen mit einrechnen. Entscheidend ist letztlich die Gesamtmenge. Wer unsicher ist, kann auf entkoffeinierten Kaffee ausweichen – dieser enthält kaum Koffein, bietet aber vollen Kaffeegeschmack.
Mythos 5: Entkoffeinierter Kaffee ist ungesund
Noch immer glauben viele, dass entkoffeinierter Kaffee voller Chemie steckt und deshalb gesundheitlich bedenklich sei. Das stimmt so längst nicht mehr. Moderne Verfahren zur Entkoffeinierung – wie die CO₂-Methode oder das Schweizer-Wasser-Verfahren – kommen ohne schädliche Lösungsmittel aus und bewahren dabei das Aroma bestmöglich.
Gesundheitlich ist entkoffeinierter Kaffee unproblematisch und kann eine gute Alternative für Menschen sein, die empfindlich auf Koffein reagieren – etwa bei Schlafproblemen, Herzrhythmusstörungen oder in der Schwangerschaft. Auch geschmacklich hat sich viel getan: Hochwertige entkoffeinierte Bohnen schmecken heute deutlich besser als noch vor einigen Jahren.
Wer entkoffeinierten Kaffee genießt, sollte auf Qualität achten und idealerweise auf Produkte von Röstereien setzen, die transparent über ihre Entkoffeinierungsverfahren informieren.
Mythos 6: Kaffee hilft beim Kater
Nach einer durchzechten Nacht greifen viele reflexartig zur Kaffeetasse, in der Hoffnung, der Koffeinkick könne die Folgen des Alkohols vertreiben. Doch die Wirkung ist eher begrenzt – und manchmal sogar kontraproduktiv. Kaffee kann zwar kurzfristig die Müdigkeit überdecken, den Alkoholabbau beschleunigt er jedoch nicht. Die Leber braucht ihre Zeit, um den Alkohol abzubauen, und Koffein beeinflusst diesen Prozess nicht.
Zudem kann Kaffee bei einem Kater den Körper zusätzlich belasten: Er wirkt harntreibend, was zu weiterer Dehydrierung führen kann – genau das, was man bei einem Kater vermeiden möchte. Auch die Kombination aus Koffein und Restalkohol kann Herz und Kreislauf unnötig stressen. Wer sich nach einer Partynacht wirklich etwas Gutes tun will, sollte lieber zu Wasser, Elektrolyten und Schlaf greifen – Kaffee ist eher eine kurzfristige Symptombekämpfung.
Fazit: Kaffee-Mythen entzaubert – Zeit für Fakten
Kaffee ist weit mehr als nur ein Muntermacher – und ebenso vielfältig wie die Mythen, die sich um ihn ranken. Doch viele dieser hartnäckigen Behauptungen halten wissenschaftlicher Prüfung nicht stand. Weder entzieht Kaffee dem Körper Wasser noch ist er bei moderatem Konsum schädlich für Herz oder Schwangerschaft. Auch die Idee, Kaffee sei ein „Suchtmittel“, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als übertrieben.
Wichtig ist wie so oft das Maß: Wer Kaffee bewusst genießt, hochwertige Bohnen wählt und seinen Konsum kennt, kann ihn bedenkenlos in den Alltag integrieren – ob mit oder ohne Koffein. Und wer sich nicht auf Hörensagen verlässt, sondern auf Fakten, entdeckt in der Kaffeetasse nicht nur ein Ritual, sondern auch ein Stück Lebensqualität.
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